Ich werde im Sinne des mutter- und fremdsprachigen (Sprach-)Bewusstseins, dem intra- und inter- bzw. multilingualen Austausch und dem Thema Übersetzbarkeit ein wenig über die Wortbildung im Deutschen, Portugiesischen und Italienischen schreiben. Mit ein wenig Hilfe würde ich auch in Zukunft gerne das Hebräische und andere Sprachen miteinbeziehen.
Wer weiß, vielleicht lassen sich unentdeckte Wort- oder Sprachlogik-Verwandtschaften gemeinsam entdecken.
Vor einigen Jahren habe ich mich im Rahmen der Diplomarbeit ausführlich mit dem Thema der Wortbildung in den drei genannten Sprachen befasst, genauer gesagt mit Komposition, Derivation und Konversion als Wortbildungsmittel.
Ich möchte gerne einige der Gedanken dazu teilen und auch über die Bedeutung der Sprache und ihrer Struktur (in der Kultur/den Kulturräumen?) nachdenken. Wünschenswert wäre auch ein sachlicher Gedankenaustausch zur Schreibung. Wie funktioniert z. B. die Zusammenschreibung in den jeweiligen Sprachen und welche Tendenzen und Entwicklung lassen sich aufgrund von Reformen und dem Einfluss anderer Sprachen (meist Englisch) beobachten? Wie kann Inklusion sprachlich funktionieren und wie priorisiert man Verständlichkeit, Sprachrichtigkeit und gleichzeitig Offenheit und das Abkommen von patriachal geprägtem Denken, Beschreiben und Sprechen?
Eindeutige Antworten können gewiss nicht gefunden werden. Allerdings können wir vergleichen, wie die jeweiligen Sprachen z. B. auf der Ebene der Wortbildung mit dieser Herausforderung umgehen und uns inspirieren lassen. Da die Sprachen im Wandel sind, entscheiden im Endeffekt die, die sie sprechen, über ihre Entwicklung, nicht die, die laut schreien, wie sie sein müssen.
Doch zurück zur Wortbildung.
Heute möchte ich kurz auf aktuelle Entwicklungen und Gemeinsamkeiten eingehen (aus meiner Arbeit):
🦓 Gegenwartsprachliche Entwicklungen in den romanischen Sprachen zeigen sich auch in der Wortstruktur:
(…) So weisen deutsche Determinativkomposita die Struktur Determinans – Determinatum auf (wodurch das Zweitglied wortartbestimmend fungiert), italienische und portugiesische
Determinativkomposita hingegen „postdeterminieren“ und zeigen die Abfolge Determinatum – Determinans (das Erstglied bestimmt die Wortart). Aufgrund gegenwartssprachlicher Entwicklungen in allen drei Sprachen zeigen Konfixbildungen 🎏 (Konfixe sind bedeutungstragende lexikalische Einheiten, die nur gebunden vorkommen, wie bio-, ‑therm-, disko-. Sie können als nicht wortfähige Einheiten allein nicht flektiert werden. [Duden. Die Grammatik. 8., überarbeitete Auflage. Berlin: Duden Verlag 2009, S. 658]) 🎏 eine hohe Produktivität auf. Hier übernehmen auch die Sprachen Portugiesisch und Italienisch die Abfolge Determinans – Determinatum und auch formal herrscht Zusammenschreibung vor.
Konfixkomposita werden prinzipiell in allen drei Sprachen sehr ähnlich realisiert, ein portugiesisches Beispiel für ein Adjektivkompositum lautet: pseudo-oriental. Die deutsche Übersetzung ist pseudorientalisch, die italienische pseudo-orientale. Alle drei Komposita zeigen hier die den beiden romanischen Sprachen untypische Form Determinans – Determinatum auf. 🦓
Dazu gibt es heutzutage viele Beispiele. Haben Sie auch welche aus Ihren Sprachen? Verhält es sich im Hebräischen genauso? Oder werden die zusammengesetzten Wörter eher ganzheitlich übersetzt?
Wie sieht es in den slawischen aus? Oder beispielsweise im Japanischen? Werden diese Strukturen übernommen?
Ich wünsche ein schönes Wochenende und melde mich nächste Woche mit einem neuen Thema zur Wortbildung 😉
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